ehrwürdig sind; eben also finden sich auch unter den Unsrigten, noch Abergláubische,
welche einer bereits eingesegneten, und heimlich entwendeten Hostie, mehrere
bewunderungswürdige Wirkungen, zum Beispiel: Vestmachen, Feuerlöschung u. s. w.
abverlangen.
2, Wie groß der Aberglaube unter der Pöbelmenge auch in Bezug auf mancherley
Naturbegebenheiten sein Gebiet noch immer ausgebreitet halte; davon zeuget sein
ängstlicher Ernst auf der Stirne, bey Wahrnehmung eines oder des andern großen
Phänomens. Noch immer staunet das erschrockne Volk einen Kometen, sey auch seine
Erscheinung, nach dem vorherangekündigten Zeitpunkte von einem gründlichen
Astrologen, wie pünktlich eingetroffen, als einen schrekbaren Unglückspropheten an.
Und welche gewaltige Sensation verursachten nicht die, gegen dem Herbste 1787.
mehrmals sichtbar gewordne Nordscheine, unter unsern weißagenden politischen
Kannegießern! die, nachdem ihnen aus den Zeitungen allbereits ein naher Türkenkrieg
witterte; in der flammenden Röthe des gedachten Nordscheins, als in einem
Wahrsagerspiegel, das schreckbare Blutbad auf ein Haar voraussahen, welches die bösen
Türkische Säbels in der Christenheit vergießen würden: Da doch, Preiß dem Erhabene
Beglücker unsrer Waffen! des Türkenblutes bis hieher weit mehr, als des Christenblutes
floß.
Am vielfältigsten aber verräth sich Vorurtheil und Aberglaube in denen, das gemeine
Leben, und besonders die Oekonomie angehenden Dingen, Sitten, Gebräuchen und
läppischen Gewohnheiten. Aber auch in diesem Fache des Irrthums, muß man die
vielfältige Traditionen unsrer leichtgläubigen Alten, die sie sich von Generationen zu
Generationen erzehlten, noch eher entschuldigen, als die unter der Hand fortgeduldete,
und von Hausirern zum Verkauf, und zur Verderbung des guten Menschenverstandes
herumgetragne abgeschmackte Farcen. Da werden nämlich von ihnen die schlechtesten
Legenden, die anstößigstdummen Lieder, die abentheurlichsten Doktorfaustus Wunder,
Hanns Frommann u. s. w. unter den Pöbel in großer Menge gegen baares Geld
ausgetheilt.
Und dieweil dann der gemeine Haufe alles Gedrukte für Wahrheit; für Evangelium
hält; so ist klar: Es müßte die Verbreitung aller, dem Aberglauben Vorschub gebender
skandalöser Piezen, sey es durch Hausirer oder Buchführer, schärftens verboten; und
die unter dem Volke bereits umlaufende Skarteken aufgefangen und vernichtet werden.
So wäre auch wünschenswerth, unsre junge, und zumal weibliche Lesewelt, söge nicht
so gierig und mit so langen Zügen das frühe Gift des Aberglaubens aus den vielen
Feenmärchen, verwünschter Prinzessine p. p. noch unsre unbärtigen jungen Herrcher
das frühe Vorurtheil in sich, um ihren muthigen romantischen Rosinantes ebenfalls
in eher in beßer zu satteln, und mit Don Quichotts rühmlichen spanischen Andenkens,
ihre Lanzen an Windmühlen zu brechen.
Der Titel: Aberglaube! ist so reichhaltig, daß er schon alleine alles umfaßt, was ich
etwa in meiner kurzen Abhandlung zu berühren hätte. Indemnach muß ich meinem
entworfenen Plane zufolge, das Speziellere seinen dazu bestimmten Rubriken