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sich über allerley Gegenstánde, als Kranckheiten, Diebstáhle, Uneinigkeiten zwischen
Eheleuten und dergleichen von ihm belehren ließen.

4. Noch andere laßen WohlsAdern in einem Maaß Waßer finden und dabey etliche un¬
verständliche Worte hermurmeln, worauf nach ihrer Einbildung der Dieb das Geld
und was er gestohlen, entweder auf den Knieen oder wie sie es haben wollen zurücks¬
tellen muß. Dieses lezte ist das gemeinste Mittel; deßen sich der dumme Pöbel bey
Diebstählen bedient.

Dieses sind dieienigen Erfahrungen, welche ich bey meiner bald l5jährigen Parochialfunc¬
tion von den Vorurtheilen und Thorheiten des bey dem gemeinen Manne noch bes¬
tehenden Aberglaubens gemacht habe. Ich stelle mir sicher vor, daß es noch unzähli¬
ge Gattungen davon geben mag, von denen ich aber keine Wißenschaft habe, und
weil ich diese Ausarbeitung nur ganz insgeheim machen mußte, ohne nach derley
Thorheiten forschen zu dürfen, auch keine Wissenschaft habe erhalten können. Viel¬
leicht würde auch das Nachforschen fruchtlos geblieben seyn, weil ieder derley Thor¬
heiten vor seinem Seelensorger so viel möglich zu verbergen sucht. Von den meisten
angeführten Vorurtheilen habe ich die Beyspiele, wiewol nur zufalls weise, in Sarkany
selbst erlebt.

Was die Schreibart, deren ich mich hier bedient, anlangt, so ist diese freylich nicht so
feurig und wizig, wie sie in den iezigen Zeiten mit Recht gefordert werden könnte. Al¬
lein wie kan man eine matte Schreibart einem Landgeistlichen verüblen, welcher so
viele Jahre hiedurch sein gröfßtes Verdienst darinn sucht, daß er nicht einen Gelehrten
auf der Kanzel mache, sondern sich nach der FaßungsKraft seines Auditorii herab¬
laßen, und die Absicht, warum er bey Bauren ist, erreichen könne, folglich nach dem
Sprichwort: Consuetudo est altera natura,[***] auch seine Art sich auszudrücken nach
der bey seinen Zuhörern gewöhnlichen simplen Denckart gleichsam naturalisirt.
Unter dem sehnlichsten Wunsche, daß gegenwärtige Ausarbeitung der hohen Erwar¬
tung Eurer Excellence vollkommen entsprechen zu können, das Glück haben möge,
erlaube ich mir die Freyheit, mich zu Hochderoselben fernern Befehlen unterthänigst
anzuempfehlen und in der angenehmsten Hofnung, Hochdero Gnade auch in Zukunft
gewürdigt zu werden, zu verharren

Eurer Excellence

Sarkany am 16. October 1789

unterthänigst gehorsamster Diener
Joh. Sam. Barbenius.

584 A szokás és az ember második természete. (Cicero: De finibus bonorum et malorum.

5.25. 74.)

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