zur Vernichtung aller Uneinigkeiten zwischen Eheleuten aus eigner Erfahrung als bewä¬
hrt gerühmt hätte, sie solches als ein Mittel, dabey ja gar keine Zauberey statt finde,
hätten brauchen wollen, um wo möglich das gute Vernehmen zwischen ihrer Tochter
und ihrem Manne herzustellen.
V. Bey der Oeconomie sollen ungemein viele Vorbauungsmittel gebraucht werden, wovon
ich aber die wenigsten erfahren habe. Ich will das wenige, das ich weiß, ofenherzig hie¬
hersezen.
a) Die Prozeßion mit dem Kreuz im Frühjahr zu Anfang des Maymonates um die Felder
fruchtbar und trächtig zu machen und die üble Witterung abzuwehren.
b) Das Verbieten die Leichname der Verstorbnen über die Felder zu führen, aus dem Wahne,
daß da durch die Fruchtbarkeit gehindert, und dagegen Hagelwetter und andere Ung¬
lücksfälle über den Hattert gezogen würden. Vor etwa 20 Jahren starb ein Vornehmer
Beamter aus Kronstadt mitten auf seiner Reise nach Herrmannstadt. Bis man zur Zu¬
rückführung des Leichnams die nöthigen Anstalten machen konte, so wurde derselbe
bey Szombathfalva, wo eben der Tod deßelben erfolgt war, ins Wirtshaus hineingefü¬
hrt. So bald die Dorfsleute dieses erfuhren, so sammleten sie sich Haufenweise um das
Wirtshaus, und stellten Wächter aus um die Zurückführung des Todten zu verhindern.
Man mußte also zur List seine Zuflucht nehmen, berauschte die Wächter bey dem
Einbruch der Nacht, und während ihres Rausches wurde dann der Leichnam glückli¬
ch durchgebracht.
c) Das Bewahren des Flachses und des Hanfs, ein wallachischer Aberglaube der in Un¬
garn gebräuchlich seyn soll. Am dritten Pfingstfeyertage sollen dort Nachmittag alle
Weiber, die nur schleichen können, an das Waßer gehen, sich eine hinter die andere
stellen, und da mit Kreuz machen und andern abergläubischen Thorheiten dem Waßer
zu sehen, wie es fortfließt. Hiedurch soll theils die dem Wachsthum des Flachses und
Hanfs, so lang er auf dem Felde steht, schädliche Witterung, theils die Ueberschwem¬
mungen des Waßers, wenn er einmal zum rösten eingelegt wird, abgewehrt werden.
Ein Kaufmann, der eben in diesem Jahre am dritten Pfingstfeyertage durch Ungarn
reiste, traf diesen Auftritt bey einem wallachischen Dorfe, das nahe an dem Maros¬
fluße liegt, an, fragte, was die Weiber da in dieser besondern Stellung und Ordnung
machten, und erhielt zur Antwort: sie bewahren den Flachs.
d) Die Besorgung der SchwalbenNester an den Häusern und der Storchennester auf den
Scheunen, aus dem Vorurtheil, daß so lange diese nicht zerstört würden, das Haus
und die Scheunen gesegnet bleiben müßten.
e) Zur Beförderung der propagation bey dem Borstenvieh soll ein zerbrochnes Pflugrad auf
die Häuser gesezt werden.
f) Daß die Pferde vor dem Keichhusten oder Strangel bewahrt werden; pflegt man in die
Reife des Schaffs, aus welchen sie getränckt werden, bey dem Oehre ein Meßer einzus¬
tecken, und sie über diesem Meßer trincken zu laßen.
g) Die genaue Beobachtung des Vollmondes bey den Gärtnern, daß die Pflanzen besonders
bey den Blumen desto voller und beßer gedeihen. Eben so glauben einige, daß man