OCR Output

mitten auf dem Wege erkranckte und nach Hause kehren mußte. Da er mich, um sich
Raths zu erholen, zu sich rufen ließ, und ich ihn fragte, wie ihm die seine Kranckheit
zugestoßen sey, so entdeckte er mir ofenherzig, daß er glaube, er müße auf eine böse
Stelle getroffen haben. Weil mir diese Thorheit bis dahin unbekant gewesen war, so
ließ ich mir die Sache von ihm erklären, wobey es darauf herauskam, daß er auf einen
Plaz müße gekommen seyn, wo der böse Geist die Nacht zuvor seinen Tanz müße ge¬
habt haben.

b) Das Begegnen oder Anrühren einer Hexe. Auch hievon habe ich verschiedne Fälle er¬
lebt. Ein hiesigter Inwohner war in ein grün getünchtes Zimmer eingezogen, wo er
durch die aussteigenden Dünste des Kalchs notwendig hatte kranck werden müßen.
Allein an statt den Grund seiner Kranckheit hierinn zu suchen, glaubte er, daß ihm
diese Kranckheit von seinem Gegner durch eine Hexe, welche ihm ohne Zweifel müße
begegnet seyn, sey zugefügt worden, weil er aber in einem Streit mit demselben beg¬
riffen war. Eben so weiß ich einen andern Fall, wo ein Mensch, der sich auf einer
Straße im Winter erkältet hatte, ins Miserere verfiel, und weil lange kein Mittel ansch¬
lagen wolte, darauf bestand, daß ihm sein Elend von bösen Menschen müße seyn ge¬
macht worden.

c) Leibliche Bewohnungen des Teufels. Zween Fälle sind mir in Särkäny bekant worden,
wo man den Patienten vom Teufel vor beseßen hielt.

Erstlich eine Weibsperson im Kindbett, welche nachdem sie entbunden worden, in eine
hizige Kranckheit und ein außerordentliches Delirium verfiel, das bey nahe einer Ra¬
serey glich, u. dabey oft vom Teufel redte, welches alle Umstehenden vor den Beweis
der leiblichen Inwohnung des bösen Geistes annehmen.

Zweytens eine andere Weibsperson, welche um von einem unheilbaren Ausschlag an
den Händen und Füßen frey zu werden, von einem Landstreicher gewiße aus rasend¬
machenden Kräutern verfertigte Pillen gebraucht hatte, darüber nicht allein den Ver¬
stand verlor, sondern auch nach und nach in eine abzehrende Kranckheit verfiel und
starb. Weil diese nun in ihrer Raserey oft den Teufel nannte, auch alle Umstehenden
dafür ansah, so wurde sie von allen, die ihre Umstände kennen lernten, vor leiblich
beseßen gehalten.

d) Hieher gehören auch die noch hin und her selbst bey Sachsen geglaubte Erscheinungen des
bösen Geistes. Ich errinnere mich, daß ich besonders im Anfange meiner parochialfunc¬
tion an den Krankenbetten verschiedner von meinen Pfarrkindern, besonders alter
Weiber, manchmal mit diesem Aberglauben zu streiten gehabt habe, daß einige ihn
bey dem Flachsbrechen, während dieser Arbeit, welche auch bey Abend und Nacht¬
szeiten zu geschehen pflegt, in der Finsterniß in der Gestalt einer Flamme, andere in
der Gestalt eines Ziegenbocks, andere in einer andern Gestalt gewiß gesehen zu haben,
aufs äußerste behaupteten, allein dadurch daß sie ihn ganz beherzt angeredet, und im
Namen Jesu Christi ihn beschworen und drohende Worte nebst einem andächtigen
Gebete beygefügt, ihn von sich verscheucht hätten.

III. Bey Kranckheiten am Viehe hält man es vor Hexerey

213