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Wojciech Szeliga (Albertus Scheligius Vbarschaviensis) für den Druck vorbereitet. Deshalb handelt das Gedicht Hunyadis eigentlich nicht so sehr von Mercuriale, es ist vielmehr ein Panegrykus, ein Lobgedicht, das er in eine Buchempfehlung hüllte. Das in den Norden verschickte, von Giften handelnde Buch bot ihm namlich eine gute Gelegenheit, um Stephan Bathory, und nicht zuletzt auch noch den Warschauer Herausgeber mit süßen Worten zu streicheln. Das vielleicht interessanteste Werk Hunyadis ist das Ephemeron [Reisetagebuch], das eine mit mythologischen und antiken Verweisen dicht durchwobene manieristische Reisebeschreibung von 1466 Hexametern Länge ist. Das Tagebuch verfolgt die ungefähr 2200 Kilometer lange Reise des Kardinals Andreas Bäthory von Rom nach Krakau im Sommer 1584. Das Werk, das er dem Oberbefehlshaber Ferenc Dobö widmete, wurde in drei Teile gegliedert. Der erste Teil beginnt mit der Erhebung Bäthorys am 4. Juli zum Kardinal und beschreibt die Stationen der Reise von Rom nach Padua. Bevor sie sich von Rom aus auf die Reise begeben, nimmt das personifizierte Rom nach der Oration des eben erst ernannten Kardinals schweren Herzens von Bäthory Abschied, worauf er in seiner Entgegnung sich auch von der ewigen Stadt verabschiedet. Seiner Reisebeschreibung folgend sind die Stationen des ersten Teils folgende: Rom - Capranica - Caprarola (villa Farnesia— Narni— Todi — Spoleto — Foligno — Camerino — Tolentino - Macerata - Ancona - Senigallia - Fano - Urbino — Pesaro — Rimini — Cesena — Forli — Faenza — Bologna - Ferrara - Mantua — Cremona — Lodi — Mailand — Venedig — Padua. Die Stationen des zweiten Teils: Padua — Treviso — Conegliano — Sacile — Cividale del Friuli — Spilimbergo — Osoppo — Venzone — |Karnische-Alpen] — Pontebba — [Karnten] — Tarvisio — Arnoldstein — Villach — Friesach — Neumarkt in der Steiermark — Pols — Knittelfeld — Leoben - Bruck an der Mur — Neunkirchen — Wiener Neustadt — Traiskirchen — Hainburg an der Donau — Pressburg — Tyrnau — Wartberg — Neutra — Neusohl — Kasmark — Czorsztyn - Nowy Targ — Wieliczka — Krakau. Wir kennen auch das der Realität un den Fakten cher entsprechende Reisetagebuch des könglichen Sekretärs und Dipomaten, Stanislaw Reszka, das man mit Hunyadis Werk vergleichen kann. Von Reszka wissen wir, dass sie am 26. Juli Rom verließen und kamen am 17. August in Bologna an (sie legten also 22-24 Kilometer am Tag zurück), allerdings besuchten sie nach Foligno auf die Bitte Bäthorys auch noch Assisi, was von Hunyadi nicht erwähnt wird. Auf den dreitägigen Abstecher nach Mailand (sie kamen hier am 28. August an), kann man aus Hunyadis Text nur folgern, weil er vom Kardinal, Carlo Borromeo, der sie dort bewirtet hat, anerkennend schreibt. Allerdings wird Reszkas Tagebuch zufolge verständlicher, wie sie aus Mailand nach Venedig und Padua gelangten (in dieser Reihenfolge). Von Borromeo gingen sie nämlich zurück nach Mantua, und fuhren dann auf dem Po flußabwärts bis Chioggia. Von da konnten sie wiederum wegen eines Sturms nicht nach Venedig einschiffen. (Von diesem Sturm berichtet auch Hunyadi, doch statt Chioggia steht bei ihm Padua, wo auf die Intervention der Muse Clio Aolus, der Herrscher über die Winde, Bäthory mit einem Sturm Hindernisse in den Weg legt). 303