OCR
DIE FRIEDENSBOTSCHAET DES MIKLÓS RADNÓTI — DEUTSCH Ich hatte das Glück, gegen das Ende des gleichen Jahres in Berlin den Tag der Begegnung der deutschen Leser mit dem Ungarn Radnóti miterleben zu können, als námlich Márton Kalász mit Paul Kárpáti in einer Nummer der Zeitschrift Sonntag die ersten Nachdichtungen von Franz Fühmann veröffentlichte,”* denen [der brieflichen Ankündigung entsprechend] 1967 die Ansichtskarten,” ein selbstständiger Band des Fühmann’schen Radnböti, folgte. Damit wurde nun Radnöti auch zum deutschen Dichter und das vorliegende deutsche Radnöti-CEuvre angesichts seiner künstlerischen Qualitäten sowie seiner außerordentlich hohen Rezeptionseffizienz in den deutschsprachigen Ländern in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten” gewiss zum bedeutendsten aus dem lyrischen Angebot der Ungarn. Franz Fühmann verfasste außerdem einen Radnöti-Aufsatz,”” bekannte sich auch mehrmals zu ihm, u. a. in den Zweiundzwanzig Tagen.” Die Fühmann’sche Radnöti-Vermittlung ist bis heute nicht versiegt, da z. B. noch vor Kurzem bisher unbekannte Radnöti-Nachdichtungen aus dem Nachlass des Übersetzers erschienen.” Somit waren und sind alle Voraussetzungen für seine deutsche Rezeption vorhanden. Hinzu kommen seit 1979 ein Band deutscher RadnötiÜbersetzungen von Markus Bieler, einem Dichter aus der Schweiz,?° sowie manche Nachdichtungen aus der jüngsten Zeit von Richard Pietraß.°' Gleichzeitig wurden für die rasch zunehmende Breitenwirkung eines deutschen Radnöti außer seinen zum Lesen bestimmten Veröffentlichungen auch andere Wege frei: 1985 wurde in den Kinos der DDR der für Kenner bestimmte anspruchsvolle Radnöti-Film von Eduard Schreiber und Günter Rücker gezeigt” und im Rundfunk das biographische Hörspiel von Hans Bräunlich unter dem Titel Gewaltmarsch wiederholt gesendet.°® 24 Kaldsz, Märton: Zu einer Zeit lebt ich auf Erden. Zum zwanzigsten Todestag des ungarischen Dichters Miklös Radnöti. 1909-1944. Sonntag 1964, Nr. 50, S. 14. Mit drei Abbildungen und sechs Gedichten, deutsch von Franz Fühmann in Zusammenarbeit mit Paul Kärpäti. Radnöti, Miklös: Ansichtskarten [Razglednicäk]. Übs. v. Franz Fühmann, Berlin: Verlag Volk und Welt, 1967, 103 S. D. h. von den mittsechziger Jahren bis 1990. Ebd., S. 93-103. Fühmann, Franz: Zweiundzwanzig Tage oder die Hälfte des Lebens. Leipzig: Verlag Philipp Reclam jun., 2. Aufl. 1986, 208 S. Kärpäti, Paul (Hg.): Ungarische Lyrik des zwanzigsten Jahrhunderts. Hg. u. biographische Notizen v. Kärpäti, Paul. Berlin / Weimar: Aufbau-Verlag, 1987, S. 193-198. Siehe ebenda u. a. die Fühmann-Nachdichtungen „Auf den Pass eines Zeitgenossen“ und „Beim Schreiben“ (vgl. diese in den Anm. Nr. 5. u. 6.) sowie die unter dem Titel „Vielleicht“ [Talän] und „Wozu“ [Mivegre]. Radnöti, Miklös: Gewaltmarsch. Ausgewählte Gedichte. Nachdichtungen v. Markus Bieler. Budapest: Corvina Verlag, 1979, 125 S. Ungarische Lyrik des zwanzigsten Jahrhunderts, S. 196. Radnöti. Produktion im DEFA-Studio für Dokumentarfilme der Gruppe „Effekt“, 1984. Szenarium v. Günter Rücker. Regie v. Eduard Schreiber. Dramaturgie v. Richard Ritterbusch. Kamera v. Sándor Kardos. Deutsche Nachdichtungen v. Franz Fühmann und Richard Pietraß. Bräunlich, Hans: Gewaltmarsch. In: Bienchens Verwandte. Hörspiele. Berlin: Henschelverlag, 1987, S. 151-183. Ursendung des Hörspiels: 13. 10.1985 im Radio DDR II. Regie v. Fritz Göhler. 2 a 26 2 N 2 ® 2 © 3 Ss 3 3 Ss 3 0