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DER NACHGEDICHTETE NACHDICHTER — ÁRPÁD TÓTH DEUTSCH Poetischen, das sich — typisch Ärpäd Töth - an einer „Küß-die-Hand der Sonne“ von niemandem gesehen verflüchtigt: Ein Morgen auf dem Ring?" Blind war der Morgen, schmutzig, grau und leer, Die Láden im Glasaugenschlaf geschlossen. Müde Hausmeister fegten vor sich her Im Staub, der aufstieg aus dem Háusermeer, Langsame Dschinn, Kobolde, trág, verdrossen. Auf einmal brannte eine Háuserwand Im Glanz, der sich von Osten her erhoben: Wie jedes Fenster hundert Sonnen fand, Fiel übers Asphaltgrau wie Diamant Das Licht der Welt, zu Feuerwerk zerstoben. Die Straße stand verzaubert. Trunkner Tag: Eine Akazie sog am neu erglühten Kostbaren Sonnenlicht sich satt, und zag Und blass und zitternd in der Krone stak Ihr Frühlingsschmuck: erste weißliche Blüten Noch gab kein Laut der Erde Antwort an Das Licht. Nur Farben, die wie Lerchen sangen: In einem Schaufenster ein Schlips begann Sein lila Lied, bis auch die Glocken dann Mit vollem Klang dumpf durch die Straßen drangen. Sirenen brüllten, auf zerfahrnem Gleis Schrie sich die Straßenbahn in die Kolonne: Tag ward, er rief nach Nüchternheit und Schweiß, Und niemand sah: ein Mädchen fing sich leis Vorm Werktor noch ein Küß-die-Hand der Sonne ... Das Gedicht ist eine der beiden künstlerischen Spitzenleistungen des reifen Árpád Tóth. Zum Glück liegt nun dieses — soeben erlebt — wie auch das andere in bewundernswerten deutschen Nachdichtungen vor. 28 Tóth, Árpád: Ein Morgen auf dem Ring [Körüti hajnal]. Übers. v. Christian Polzin. In: ebd., S. 41.