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VERSUCH EINES PORTRATS DES ROBERT GRAGGER Aus den von Gragger veröffentlichten „Erläuterungen zum Projekt der Donau-Konföderation“ geht es dagegen eindeutig hervor, dass Kossuth eindeutig für den „konföderativen Bund der Völker“ und gegen jedwede „Union der Staaten“ Stellung nahm: Allein eine „Konföderation freier Nationen, in der jede Macht aus dem Volke käme und der Kontrolle des Volkes unterworfen wäre“ und nicht eine „Union“ (wie die amerikanische)’® garantiere nämlich nach ihm den Nationen des Donautales ihre größtmögliche Unabhängigkeit und Freiheit sowie gleichzeitig den jeweiligen Minderheiten (in welchem Bundesland oder Landesteil” diese auch immer lebten) die Rechte für die umfassende Übung, Pflege, und Entwicklung der eigenen Sprache und Kultur in allen Angelegenheiten des zivilen Lebens. Mit Kossuth-Worten lautet dies in der Gragger’schen deutschen Ausgabe am Beispiel des Vergleichs des vorgeschlagenen Planes vom Donau-Bund und der Vereinigten Staaten Amerikas folgendermaßen: [...] die Idee der Donau-Konföderation [soll] mit der amerikanischen Union nicht verwechselt werden [...] Zwischen den beiden besteht keinerlei Analogie. Dort Union, hier Konföderation. Jene läßt also zum Austritt aus der Union keine Freiheit, hier muß die Möglichkeit [dafür, L. T.] aufrechterhalten werden. Dort vereinigten sich zwar mit eigener Autonomie verwaltete, aber alle unter der Oberhoheit eines Herrschers stehende Kolonien, welche keine Nationen waren, deren keine völkerrechtlich dem Ausland gegenüber eine staatliche Persönlichkeit besaß. Im Gegenteil, sie wurden nur durch die Union zur Nation. Hier ist von verschiedenen Nationen, verschiedenen Staaten die Rede, welche sich wegen einiger gemeinsamer Interessen verbinden, aber ihre staatliche Persönlichkeit nicht aufgeben, noch sich staatlich absorbieren lassen. — Das sind so tiefgehende Unterschiede, daß sie jede Analogie mit den Vereinigten Staaten von Amerika ausschließen.‘ Bezeichnender Weise schlug der Kossuth-Plan auch das regelmäßige Abwechseln des Sitzes der konföderierten Regierung (in Zagreb, Belgrad, Bukarest und Pest) im Sinne dieses seines Konföderationsverständnisses vor: Das Abwechseln des Sitzes der Bundesregierung [...] halte ich für viel zweckmäßiger, als ein Washington-artiges, ständiges Zentrum an irgendeinem neutralen Punkte. Dieses entspricht der Union, jenes der Konföderation. Es [Letzteres, L. T.] verkörpert den Gedanken der Gleichheit und fördert die brüderliche Eintracht. gänzlich unakzeptabel gewesen wäre) und Tschechien. Gleichzeitig klammerte Jäszi Rumänien aus, dagegen verband er sämtliche südslawischen Regionen des Westbalkan in einem Mitgliedstaat. (Jäszi, A monarchia jövöje, S. 37-51.) 8 Gragger, Die Donau-Konféderation, S. 14. (Hervorhebungen L. T.) 59 Selbst in den kleinsten und abgelegensten Gemeinden. 60 Gragger, Die Donau-Konféderation, S. 14. (Hervorhebung L. T.)