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VERSUCH EINES PORTRATS DES ROBERT GRAGGER mit der Publikation zumindest auf seine Weise Stellung nehmen zu miissen. Sein fester Glaube an Humanität und Völkerfreundschaft mochte in der düsteren Nachkriegszeit wenigstens manchen Gesinnungsverwandten Hoffnungen vermittelt haben, wenigstens Hoffnungen darauf, dass es noch Menschen gibt, die völkerverbindende Humanitätsideen vertreten, indem er seine Leser gegen das Ende seiner Einleitung zu Kossuths Konföderationsangebot trotz aller beunruhigenden Zeichen jener düsteren Zeit mit folgenden Worten ansprach: Der Friede der Donauländer [...] hängt davon ab, in welchem Geiste, mit welcher Methode an die Lösung ihrer Probleme geschritten wird. Wenn alle diese Völker gleichmäßig behandelt werden, wenn ihr eigener Wille nach ihrer staatlichen Zugehörigkeit zum Ausdruck kommen kann und respektiert wird, wenn anstelle der Annexionsgelüste die gegenseitige Verständigung angebahnt wird, dann kann eine friedliche Entwicklung beginnen. Und es muß zu einer Verständigung kommen. Die Logik der Geschichte und das tägliche Leben fordern eine Zusammenarbeit, um die ruhige kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung dieser Gebiete im Gesamtinteresse Europas zu ermöglichen.** Robert Graggers und Oszkär Jaszis Auslegung der Kossuth’schen Konföderationsthesen® Robert Gragger war freilich unter seinen Landsleuten nicht der Einzige, dem die Kossuth-Worte von der Zusammengehörigkeit der Donauvölker einfielen. In den Publikationen der ungarischen Intellektuellen aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen begegnet man direkt oder latent des Öfteren den KossuthIdeen vom „Donau-Bund“. Von diesen sei hier an die heute noch bekannteste Berufung darauf von Oszkär Jäszi*° vom Ende 1918% sowie an die mahnenden Worte des Parlamentsabgeordneten Endre Bajcsy-Zsilinszky*® kurz vor dem Eintritt Ungarns in den Zweiten Weltkrieg erinnert. Die thematischen 4 ÉS Gragger, Die Donau-Konféderation, S. 5 f. Dieser Kapitelteil enthält zum Thema von mir bislang unveröffentlichte (d. h. auch aus meiner Gragger-Festrede von 1987 noch fehlende) Informationen. Linksliberaler Universitätsprofessor für Verfassungsrechte, 1918 für wenige Monate Minister für Nationalitätenfragen. Jászi, Oszkár: A monarchia jövője. A dualismus bukása és a Dunai Egyesült Államok [Die Zukunft der Monarchie. Der Verfall des Dualismus und die Vereinigten Staaten der DonauRegion]. Budapest: Uj Magyarorszäg RT, 1918, 117 S. (= Reprint-Ausgabe mit Nachw. Anm. und Biographie v. Jözsef Galäntai. Budapest: ÄKV-Maecenas, 1988, 133 S.) Bajcsy-Zsilinszky, Endre: Új, ésszerűbb, szervesebb, történelmibb rendet a középső Dunavölgyebe! [Eine neue, in höherem Maße rationale, organisch verbundene und historisch fundierte Ordnung ins mittlere Donautall!]. [Rede vom Anfang 1941]. In: Helyünk Európában. Nézetek és koncepciók a 20. szäzadi Magyarorszägon [Unser Platz in Europa. Ansichten und Konzeptionen in Ungarn im 20. Jahrhundert]. Bd. 1. Budapest: Magvetö Könyvkiadö, [Magvetö 4 a 4 a 4 a 4 & + 193 +