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LÁSZLÓ TARNÓI: SCHNITTPUNKTE. STUDIEN ZUR GERMANISTIK UND HUNGAROLOGIE 3. Strophe Dass ja die Menschen nie es hören, Wie treue Lieb uns still beglückt! Sie können nur die Freude stören, Weil Freude nie sie selbst entzückt. 4. Strophe Die Welt wird nie das Glück erlauben, Als Beute wird es nur gehascht, Entwenden must dus oder rauben, Eh dich die Missgunst überrascht. 4. Strophe Leis auf den Zehen kommt’s geschlichen Die Stille liebt es und die Nacht, Mit schnellen Füßen ist’s entwichen, Wo des Verräters Auge wacht. O schlinge dich, du sanfte Quelle, Ein breiter Strom um uns herum . e 6. Strophe Und drohend mit empörter Welle Verteidige dies Heiligtum. Vom dritten Gedicht, der Erwartung, war lediglich eine einzige Strophe (die erste) — und im neuen Kontext auch diese mit veranderter Funktion — zu itbernehmen. Die Erwartung mochte auch bei der Wahl des neuen Titels entscheidend gewesen sein, wurde ja dieses Lied vom Anfang bis zum Ende tatsächlich in einem Garten vorgetragen. (Die Inszenierung des Gedichtes „im abendlichen Garten“ erinnerte übrigens die deutschen Schiller-Herausgeber seit Kürschner bis zur Gegenwart wiederholt an den Monolog der Beatrice in der Braut von Messina.”) Doch alles andere widerlief in diesem Schiller-Lied dem sentimentalen Ton. Schon dessen „heikle“ Metaphorik wäre für die „eleganten Leser“ nicht brauchbar gewesen. Nur drei Monate vor der Veröffentlichung des Gedichtes Im Garten wurde ja in der gleichen Zeitschrift an der Jungfrau von Orleans u. a. ausgesetzt, dass in folgenden Worten des 'Ihibaut Entfaltet ist die Blume deines Leibes Doch stets vergebens harr’ ich, dass die Blume Der zarten Lieb’ aus ihrer Knospe breche, und freudig reife zu der goldnen Frucht ” Siehe dazu die folgenden Hinweise: „So glücklich hier Schiller die Natur einer italienischen Landschaft trifft, so glücklich wetteifert er auch mit dem Wohllaut der italienischen Sprache. Seitenstück dazu ist der Monolog in der Braut von Messina“. In: Deutsche National-Litteratur. Historisch kritische Ausgabe. Hg. v. Joseph Kürschner. Bd. 118. Schillers Werke. Bd. 1. Berlin und Stuttgart: Verlag v. W. Spemann, o. J., S. 91. „Die Situation erinnert an den Monolog der Beatrice in der Braut von Messina (vgl. V. 981-1108; NA 10, 55-58.) die (enttäuschte) Erwartung der Ankunft des Geliebten im abendlichen Garten.“ In: SWN, Bd. 2, Teil II B., 1993, S. 149. «2»