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IX. BELLETRISTISCHE PROSATEXTE DES DEUTSCHSPRACHIGEN UNGARN UM 1800 4. LUSTIGE BERICHTE EINES TÖLPELS AUS DEM ALTEN PEST-OFEN IN BRIEFEN” Im Jahre 1803 erschien unter dem Titel Ofen und Pester Extrablatl oder Michael Rachschimls Briefe an seinem [sic!] Herrn Vetter in Tschepele ein sonderbares Periodikum. Erhalten geblieben sind davon in der ungarischen Nationalbibliothek”® zwei Hefte auf 92 Seiten, darin mit einer kurzen, die zeitgenössische hochdeutsche Sprach- und Schriftnorm anstrebenden Vorerinnerung und mit insgesamt 21 im regionalen Dialekt der Pest-Ofener Vororte verfassten Briefen.” Laut Vorerinnerung zum ersten Heft sei der Verfasser der Sohn von Peter Großfuß, einem schwäbischen Müller auf der Insel Tschepele gewesen. Letzterer habe den Spitznamen Rachschiml vor vielen Jahren in Pest als Fiaker erhalten, den später auch der in Pest studierende (mehr zum Erzählen als zum Studium begabte) Sohn, Michael, habe nie loswerden können. Thematisch und strukturell verflechten sich in den Briefen zwei Erzählebenen miteinander: Den tragfähigen epischen Kern bildet der persönliche Werdegang des zum Lernen wenig veranlagten, im praktischen Leben jedoch mit einem gesunden Menschenverstand sich stets zurechtfindenden Michael Rachschiml vom plötzlichen Abbruch seiner erfolglosen Studien bis zum angehenden Aufstieg bei der Stadtverwaltung. Diese zwei entscheidenden Ereignisse fixieren den Rahmen der in der erster Person Einzahl heiter vorgetragenen Schicksale des Helden, d. h. die beiden Endpunkte der eigentlichen epischen Handlung der Briefe. Andererseits wird aber diese Handlung gleichzeitig kontinuierlich von beschreibenden Texten, von einer Kette von Bildern der beiden Städte und ihrer Bewohner und deren Denk- und Lebensweise begleitet, wie diese von dem unverwechselbarer Weise individualisierten Akteur der Handlung gesehen wurden. Die Ausgangsposition mit den plötzlich abgebrochenen Studien markiert den Tiefpunkt der Handlung und wird im vierten Brief des ersten Heftes mit den folgenden Worten geschildert: Der ursprüngliche Text dieses Aufsatzes erschien unter dem Titel „wonn ich von Studirn aufhear, so bin ich kan Student, und nix mehr“. Lustige Berichte eines Tölpels aus dem alten PestOfen. In: Festschrift für Karl Manherz zum 60. Geburtstag. Budapest: Eötvös-LorändUnviersität, 2002, S. 429-437. 28 Országos Széchényi Könyvtár [Abk. OSZK] 2 Ofen und Pester Extrablatl oder Michael Rachschimls Briefe an seinem [sic!] Herrn Vetter in Tschepele. Erstes Heft im Heumonath; Zweites Heft, o. O., 1803, S. 46 u. 48. Die Briefe wurden jeweils heftübergreifend mit laufenden Nummern versehen (= OSZK Sign. L eleg. m 535). Erschienen sind davon neulich die Vorerinnerung sowie die Briefe Nr. 3, 4, 5 aus H. 1, und Nr. 12 aus H. 2. In: Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 3, S. 341-349. + 214 +