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5. DAS DEUTSCHE SCHAUSPIELREPERTOIRE IM ALTEN PRESSBURG UND PEST-OFEN wiederholten deutschen Aufführungen von Shakespeare, Goethe und vor allem der Schillerdramen kamen diese Theater recht früh — im Falle von Goethe und Schiller größtenteils noch zu Lebzeiten der beiden Dichter — den breitesten einheimischen Zuschauerinteressen entgegen. Die meisten Dramen von Schiller waren bereits wenige Jahre nach ihrer Entstehung den Ungarn in Pest-Ofen gespielt. Die Räuber und Kabale und Liebe ab 1786, Fiesco schon um ein Jahr später, Don Carlos 1790, Die Jungfrau von Orleans bereits im September 1803, nur 6 Monate nach der Erstaufführung in Wien.” Das Jahr 1808 wurde in der Fachliteratur wegen der auffallend vielen Schilleraufführungen wiederholt als „Pester Schillerjahr“ bezeichnet.” Die frühen deutschen Schiller-Inszenierungen im alten Pest-Ofen trugen auf eminente Weise dazu bei, dass dieser deutsche Klassiker im Königreich besonders tiefe Wurzeln schlug und sein Werk innerhalb weniger Jahrzehnte im Laufe höchst intensiver Rezeptionsvorgänge meist in vielen Varianten auch ungarisch vorlag und wirkte. Tatsache ist, dass das Schiller-Oeuvre in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stets zunehmend sogar als organischer Teil der ungarischen Literatur und Theaterkultur erlebt wurde.** Pest-Ofen wurde außerdem im Königreich — ähnlich wie Wien in Österreich — bereits zwei Jahrzehnte vor der Eröffnung des großen Theaters zum Zentrum anspruchsvoller Operninszenierungen. Nach Recherchen von Jolan Kädär wurde hier von 1793 bis 1811 allein die Zauberflöte 139-mal gespielt.” b) Schauspielkunst zur Unterhaltung und/oder Bildung Freilich spielte man im alten Pest-Ofen nicht nur Klassiker. Das Repertoire wurde im Grunde genommen von den gleichen Titeln beherrscht, denen man damals in den TIheaterprogrammen des ganzen deutschen Sprachraumes begegnete, so an erster Stelle von August Kotzebue, von dem man zwischen 1800 und 1811 in der Hauptstadt Ungarns 48 Stücke aufführte.“* Ihm folgten August Wilhelm Iffland, Friedrich Julius Wilhelm Ziegler, Johanna von Weißenthurn, Friedrich Ludwig Schröder, Franz Kratter und — um auch ein allgemein beliebtes Stiick der Zeit zu nennen — Das Donauweibchen, ein ® Siehe in Schiller Magyarorszägon [Schiller in Ungarn]. Bibliographie. Zusammengestellt v. Albert, Gábor, D. Szemző, Piroska u. Vizkelety, András. Budapest: Országos Széchényi Könyvtár, 1959, S. 277. Siehe auch Kádár: A budai és pesti német színészet. 133 Kertbeny: Zur Theatergeschichte von Budapest. S. 849; Kadar, A budai és pesti német szinészet, S. 82. 44 Vgl. Tarnói, Laszlo: ,,... er war [auch] unser“. Ungarns Friedrich Schiller. In: Balogh, F. Andras. / Kurdi, Imre / Orosz, Magdolna / Varga, Péter (Hgg.): Im Schatten eines anderen. Schiller heute. Frankfurt am Main: Peter Lang, 2010, S. 203-218. 45 Kádár, A budai és pesti német színészet, S. 56; 131. 16 Ebd., S. 80 f. «169 +