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VI. INHALTSTYPOLOGISCHE VERANDERUNGEN IN DER DEUTSCHSPRACHIGEN DICHTUNG... Edler Träumer, großes Herz, Reich an Kraft und Mannesstreben, Laß mich theilen Deinen Schmerz, Der in Trauer hüllt Dein Leben, Jenen Schmerz — dem Kampf entkeimt, Die Erkenntniß: — Ausgeträumt! (2. Strophe) Mann des Wortes, Mann der That, Der gekämpft, gewirkt, gerungen, Und der Zukunft gold’n Saat In der Segenshand geschwungen, Du, deß Herz, so stark und mild, Von Begeistrungsglück erfüllt. (7. Strophe) Laß zum festen Liebesbund Uns die Hand im Geiste reichen, Tönend thu’s die Lippe kund: Daß vom Recht wir nimmer weichen, Und selbst ohne Hoffnungsschein Uns dem Wahrheitskampfe weih’n. Einst, ja einst erscheint ein Tag, Wo zur Frucht die Saat wird reifen, Die so lang verborgen lag, Segen um ein Volk zu haufen: In sich einig, edel, treu, Lichtbegeistert, stark und frei. (9. Strophe) Historisch gedenktmanin den Gedichten immer wieder der Christianisierung, der Kämpfe gegen die Heiden, der Beschützung von Europa und gegenwartsbezogen z. B. der verheerenden Überschwemmung von Pest im Jahre 1838, der Rettung der Bevölkerung und des Wiederaufbaus der Stadt durch selbstlose und opferbereite ungarische Adlige und deutschsprachige Stadtbürger. Inhaltliche bzw. thematische Veränderungen dieses Typs sind dabei im Vergleich zu der Lyrik der vergangenen Jahrhundertwende kaum auszumachen. Lediglich manche Schwerpunkte der Vergangenheits- und Gegenwartsbilder dürften sich etwas verschoben haben. Nach einem ersten Sichten der Gedichte fällt es einem z. B. auf, dass früher die historischen Akzente in erster Linie auf dem landnehmenden Fürsten Ärpäd und Matthias Corvinus lagen, um 1840 aber König Stephan etwas doch mehr als die andern gefeiert wurde.!? 12 Siehe z. B. Wittchen, Johann: „König Stephanus 1.“ In: Karpathenblumen, S. 84 f. Auch im eingangs zitierten Gedicht v. Carl Hugo wurde in den Partien mit historischer Thematik nur König Stephan beim Namen genannt, wie dies ebenda in der 8. Strophe zu lesen ist: + 140 +