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V. UNGARNDEUTSCHE HEIMAT- UND VATERLANDBILDER UM 1800 der Csanáder Pusztalandschaft, bei Bredetzky in den Bergen der Karpaten) erhielt in ihnen einen höchst expressiven poetischen bzw. metaphorischen Stellenwert,!! jeweils die Grenzen zwischen Heimat- und Vaterlanderlebnis überschreitend. (Schedius hat in seiner Gruberkritik die Szeged-Darstellung des Dichters mit jedem Recht als den poetisch wirksamsten Höhepunkt des umfangreichen Gedichts gewürdigt.'?) Andererseits wurde jene aufgeklärt kosmopolitische und christlich brüderliche Weltsicht, an der katholische und protestantische ungarndeutsche Intellektuelle im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts in ihren Heimatstädten (in Pest, Preßburg, Ödenburg oder in den Zipser Städten) und/oder im Ausland (in Wien, Jena, Göttingen usw.) erzogen wurden, von den ausgehenden neunziger Jahren immer stärker vor allem auf jene Volksgruppe konzentriert, der man sich zugehörig fühlte. So waren Heimat, Volk, Nation im Begriff, in einem einzigen Brennpunkt aufzugehen. Ungarndeutsche Städter, deren Väter, vor diesen Entwicklungen nach Ungarn kamen, erweiterten um die Wende zum neunzehnten Jahrhundert die ursprünglich jeweils nur landesteilbezogenen Heimatempfindungen mit einer Selbstverständlichkeit zu Identitätsbekenntnissen zum ganzen Lande. Dies fiel ihnen umso leichter, da u. a. eine überaus bedrückende wirtschaftliche Diskriminierung durch Zollbestimmungen des österreichischen Kaisertums die Interessen der in den verschiedensten Teilen des Königreichs beheimateten deutschen Stadtbürger viel mehr miteinander und dem ungarischen Adel verband als etwa mit ihren Standesgenossen in Wien. Man braucht dabei nur an die beiden gleichzeitig, jedoch unabhängig voneinander entstandenen deutschsprachigen Schriften des Adligen Gregor Berzeviczy und seines zipserdeutschen Landsmanns, des Theologen Jacob Glatz, über die brutale Kolonialisierung des ungarischen Vaterlandes durch Österreich zu denken’?. Zur Ausdehnung der Landesteil-Grenzen der jeweiligen Heimat trug freilich auch die um 1800 äußerst schnell vollzogene Zentralisierung des deutschsprachigen kulturellen Lebens in der Pest-Ofener urbanen Region bei - miteiner rasch zunehmenden Zahl von deutschen Verlegern, Buchdruckern, Buchhändlern, Zeitschriften-Redakteuren, außerdem von Schauspielern 1 Siehe darüber ausführlicher Kap. III/2 u. III/3. Rezension über den „Hymnus an Pallas Athene“ und den „Hymnus an Pannoni“. In: Zeitschrift von und für Ungern zur Beförderung der vaterländischen Geschichte, Erdkunde und Literatur von Ludwig Schedius, 1804. Bd. 6, H. 4, S. 258. In: Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 1, S. 344. Berzeviczy, Gregor: Ungarns Industrie und Commerz. In: Neue Zeitung fiir Kaufleute, Fabrikanten und Manufakturisten. Hg. v. J. A. Hildt. Weimar: 1802, Nr. 19-29. [Glatz, Jacob]: Freymiithige Bemerkungen eines Ungars iiber sein Vaterland. Teutschland: 1799, S. 348. Auszüge aus diesen Publikationen siehe in Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 3, S. 27-69. Weiteres hierzu siehe in Kap. X/7 und XI/3. «120 +