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2. IDENTITATSBEKENNTNISSE ZUM UNGARISCHEN VATERLAND... 2. IDENTITATSBEKENNTNISSE ZUM UNGARISCHEN VATERLAND — DEUTSCHSPRACHIGES UNGARNBILD ALS SELBSTBESPIEGELUNG Die Sprache ihrer poetischen Werke war deutsch, aber der Inhalt meistens „ungarisch“. Somit entstand eine deutsche Dichtung mit unverwechselbaren inhaltstypologischen Ubereinstimmungen mit der ungarischen Literatur. Die engere Heimat fanden sie wie ihre magyarischen Landsleute an der „schäumend fluthenden“ oder ,eisige Schollen wälzenden“ Donau in Pest (Halitzky, Boros),’ an pannonischen Berghangen mit hier und dort hochschießenden spitzen Pappeln, Mandelbäumen und rankenden Weinreben (Rösler), zwischen den felsigen Spitzen der Karpathen (Bredetzky), in einem geselligen Kreis einer Altpester Wohnung (Halitzky), in der Pusztalandschaft „mit wildem Gewieher in Csanäds grasigen Haiden der stampfenden Rosse“ (Gruber) sowie im Trubel der werdenden Großstadt (Rösler und Purkhart).® Stolz auf die zeitgenössischen kulturhistorischen Leistungen des Hochadels’ und auf die belletristischen Erfolge der ungarischen Mitbürger würdigten sie diese immer wieder in ihren deutschen Gedichten, Widmungen, Briefen und vor allem in ihren im In- und Ausland publizierten Berichten und Korrespondenznachrichten.!? Die Offenheit der deutschsprachigen Intellektuellen in den ungarischen Städten für die (in der ungarischen Kultur bereits seit langem vorhandenen, in der deutschen sich erst unmittelbar vor und nach 1800 allgemein durchsetzenden) nationalen Tendenzen integrierte und differenzierte dieses damals selbstverständlich gewordene ungarndeutsche Heimatverständnis unter den modernsten Aspekten der Zeit. Die hochgradige Integration entstand einerseits durch die zeitgenössische mitteleuropäische Erweiterung des Heimatbegriffs auf das jeweilige ganze Land, in dem man lebte. Künstlerisch besonders wirksam kam dies in Grubers und Bredetzkys Gedichten zum Ausdruck: Die engere Heimat, der jeweilige Ort der Geburt, der Kinder- und Jugendjahre (bei Gruber in Szeged und in Die hier und im Weiteren im gleichen Absatz angedeuteten Heimat-Metaphern der in Klammern genannten Lyriker weisen auf deren ausführlich besprochene Gedichte im Kap. III. hin. Die Tageszeiten in mahlerischen Scenen-Darstellungen. Geschildert v. Chr. Rösler u. Norb. Purkhart. Ofen: 1805, S. 64. In: Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 3, S. 534-558. Vol. dazu auch Kap. VII/4/c u. IX/3. Siehe u. a. die beiden Preislieder mit der Überschrift: „Den edelsten Ungern’s: Dem Grafen Franz Széchényi als er mit seiner trefflichen Büchersammlung der Nation ein öffentliches Geschenk machte“ (1802). „Dem Grafen Georg Festetits, Stifter des Georgicons zu Keszthely“ und das Gedicht „Graf Vinc. Batthyäny“. In: Musen-Almanach von und für Ungern auf das Jahr 1804. Hg. v. Christoph Rösler, Pest: Verlag bei Konrad Adolph Hartleben, 1804, S. 4348, 75 f. In: Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 1, S. 221-224. Die Besprechung dieser Gedichte siehe in Kap. IIL/5. 10 Siehe Kap. XI. + 119 +