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7. TEXTBEZIEHUNGEN EINES UNGARISCHEN GEDICHTES... mit dem Titel Huszt von 1831? leicht erkennen würden. Das Textmaterial* der oben zitierten zwei Abschnitte am Anfang und am Ende der deutschen Elegie — und was noch wichtiger ist — der Gehalt sowie die eigenartige Atmosphäre dieses poetischen Rahmens des historischen Rückblicks mit der gespenstisch erscheinenden Gestalt und inmitten des Gedichtes mit dem plötzlichen Wechsel! der lyrischen Attitüde liefern im Grunde genommen alles, woraus ein Viertel Jahrhundert später der ungarische Dichter - freilich im Geiste seiner individuellen und künstlerisch aktuellen Absichten - ein seither bewundertes kleines Epigramm mit insgesamt nur vier [!] Distichen komprimierte: Huszt? Bús düledékeiden, Husztnak romvára, megállék; Csend vala, felleg alól szállt fel az éjjeli hold. Szél kele most, mint sír szele kél; s a csarnok elontott Oszlopi közt lebegő rémalak inte felém. Es mond: Honfi, mit ér epedő kebel e romok ormán? Régi kor árnya felé visszamerengni mit ér? Messze jövendővel komolyan vess öszve jelenkort; Hass, alkoss, gyarapíts: s a haza fényre derül! Natürlich involviert jede intertextuelle Beziehung auch Divergenzen. Eine auffallende Abweichung dieser Art ist z. B., dass die optimistischen Zukunftsbilder der deutschen Elegie auch die Uberzeugung nachempfinden lassen, dass zu der Realisierung der Hoffnungen auch die menschlichen Qualitäten und Absichten des Herrschers beitragen. (Diese Differenz folgt weniger aus dem möglichen Unterschied der Nationalitätenzugehörigkeit der beiden 39 "Kölcsey, Ferenc: Huszt (1831). In: K. F. minden munkái, S. 160. 40 In den insgesamt 8 Versen des ungarischen „Huszt“ von 1831 begegnet man die ungarischen Entsprechungen des folgenden lexikalen Angebots des ungarndeutschen Gedichts von 1807: Trümmer, Ruine, schweigend/stumm (im Ungarischen: Stille war’s) Mond, Grab, Gestalt, Wink bzw. warnende Hand [angehoben], sagen bzw. sprechen, wehmuterfüllt, Vorzeit, Schatten, Zukunft, Vaterland. “ Der Wechsel entsteht durch die vielfachen Veränderungen des Textes: Der romantischsentimentale deskriptive Stil des 1. Teiles geht im 2. Teil in eine rational argumentierende Erzählweise über. Die dunkle Szenerie mit Mondlicht und „schweigender“ Stille verändert sich im 2. Teil zu einer verklärt hellen Szene mit einem Dialog (im „Huszt“ mit einem Monolog). Die resigniert wehmütige Stimmung wird ebenda abrupt hoffnungsvoll, wobei sich der Blick von der Vergangenheit (1. Teil) in die Zukunft (2. Teil) wendet. Dass sich die gleichen strukturellen Differenzen in den zwei Teilen des ungarischen „Huszt“ (in je zwei Distichen) noch deutlicher wiederholen, untermauert noch mehr die These über dessen direkte genetische Beziehungen zum ungarndeutschen Gedicht, als die oben nachgewiesenen lexikalen Übereinstimmungen. 2 Name des Ortes, wo sich die Burgruine befindet. + 111 +