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III. DIE DICHTUNG DER DEUTSCHSPRACHIGEN UNGARN UM 1800 Als Beispiel seien hier die alkäischen Strophen aus Carl Anton Grubers Wer strebte deiner Fittige Wunderkraft Zu hemmen, alter, feuriger Heldenlaut? Wer wollte, sprich! der Völkerachtung, Wiege der Tapferen, einst mißgönnen? Wer wünschte, daß dich Caucasus Mitternacht Umschley’re, Mutter! immer ein heimliches Gericht, von Stupors Knechten, richte, Deiner der neidische Fremdling spotte? Was that dir, Fremdling! unserer Väter Sinn, Was ihrer Sprache männlicher Thatenruf? Wenn du willst rügen: blicke tiefer, Sinnengefesselter Splitterrichter! Rang nicht Teutona um den Athletenkranz, That nicht die Britinn kühneren Adlerflug? Es keimten Blumen auf den Steppen Rußia’s, östlichgebohrne Blumen. Für die Rezeption der deutschen Lyrik waren die Dichter in Ungarn vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts in besonderem Maße offen. Zu ihren klassizistischen Vorbildern gehörten vor allem Gedichte von Klopstock und den „Hainbund“Dichtern. Besonders auffallend vollzog sich dieser Prozess in Deutschland nach dem Tode von Klopstock und der geistigen Umnachtung von Hölderlin im Jahre 1803. Vgl. dazu die ungarische Lyrik von Däniel Berzsenyi bis zum jungen Mihäly Vörösmarty. Weitere komparatistische Überlegungen dazu siehe in: Tarnói, László: Typologische Verknüpfungen deutscher und ungarischer Dichtung in der ungarndeutschen Lyrik um 1800. In: Neohelicon. Acta Comparationis Litterarum Universarum. Jg. 19, H. 1, 1992, S. 35-48. Gruber, Carl Anton: Pannonia’s Sprache. Unseren erhabenen Vätern des Vaterlandes, wegen der zur herrschenden erhobenen vaterländischen Sprache geweiht. Pesth: Joseph Eggenberger, 1806,. S. 2. In: Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 1, S. 134 f. + 56 +