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II. DEUTSCHSPRACHIGES LITERARISCHES LEBEN IN OFEN UND PEST UM 1800 ihnen studierte an der philosophischen Fakultaát." Hinzu kam das bereits 1782 in Ofen begründete Institutum Geometricum (Vorläufer der späteren Technischen Universität). Letzteres übersiedelte zwei Jahre später ebenfalls nach Pest. Stets deutlicher konzentrierte sich demnach in diesem neuen, bereits einheitlichen deutschsprachigen Zentrum des Königreichs auch das kulturelle, wissenschaftliche und literarische Leben außer mit Studenten (unter unserem Aspekt einer besonders bedeutenden Gruppe von „Konsumenten“ der Literatur) und Professoren (die neben ihrer Lehrtätigkeit gleichzeitig zu den eminentesten „Produzenten“ literarischer Texte gehörten) auch mit Verlegern, Druckereien, Buchhandlungen”? und öffentlichen Bibliotheken” (als den unentbehrlichen Vermittlern der unterschiedlichsten wissenschaftlichen und belletristischen ,, Produkte“). Unter diesen Umständen ist es kein Zufall, dass eine ganze Reihe von Augenzeugenberichten über das literarische und kulturelle Leben in der Pest-Ofener Region vor und nach 1800 wesentlich positiver ausfiel als die von Martin Kovachich, dem Palatin Joseph und Ernst Moritz Arndt. Dank der hochgradigen Divergenz der zeitgenössischen Erfahrungen kann ich an dieser Stelle neben dem diesbezüglich recht ausgewogenen Urteil des Grafen von Hofmannsegg,” das er sich 1793-94 gebildet hat, vor allem auf ein umfassendes Werk in Briefen aus dem Jahre 1802°® verweisen, in dem wiederholt von einem „gebildeten Publikum“ und wie z. B. im folgenden Zitat ganz im Gegensatz zu Arndt von der ,,Bliithe [... der] allgemeine[n] literarische[n] Cultur“ dieser Städte berichtet wurde: Schwartner, Martin: Statistik des Königreich Ungern. Ein Versuch. 3 Theile in 2 Bänden. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Ofen: Gedruckt mit königl. UniversitätsSchriften, 1809-1811, 445; 552 S. Zitiert in: Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 3, S. 156. Die Besitzer der bedeutendsten Verlage, Druckereien u. Buchhandlungen waren zwischen 1790 u. 1810 die Gebrüder Kilian, Florides Diepold, Michael Weingand, Joseph Eggenberger, Joseph Leyrer, Matthias Trattner, Istvan Kiss, Gäbor Institoris, ab 1803 auch Konrad Adolph Hartleben. 26 Ab 1779 die Universitätsbibliothek, ab 1803 die Széchényi Bibliothek (anfangs mit jeweils rund 20.000 Bänden). Jähne, Christoph Gottlob (Hg.): Reise des Grafen von Hofmannsegg in einige Gegenden von Ungarn bis an die türkische Gränze. Ein Auszug aus einer Sammlung von Original-Briefen [an die Schwester in den Jahren 1793/1794]. Görlitz: bei C. G. Anton, 1800, S. 246. Zitiert in: Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 3, S. 209-222. [Leyrer, Joseph]: Die Stadt Pesth und Ihre Gegend. Aus Briefen eines Fremden an seinen Freund. [Pesth]: Druck Leyrer, [1802]. 171 S. - Den 7. u. 8. Brief siehe in Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 3, S. 289-297. 29 Ebd., S. 96 u. Deutschsprachige Texte aus Ungarn, Bd. 3, S. 296. + 46 e