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II. DEUTSCHSPRACHIGES LITERARISCHES LEBEN IN OFEN UND PEST UM 1800 5. ETHNODEMOGRAPHISCHE UND KULTURHISTORISCHE VORAUSSETZUNGEN FUR DAS DEUTSCHSPRACHIGE LITERARISCHE LEBEN IN PEST-OFEN Um 1800 erreichte die Zahl der Leser in Mitteleuropa nach Rudolf Schenda etwa 25 % der jeweiligen Landesbevölkerung.'? Der Anstieg war vor allem der Urbanisierung zu verdanken, wobei unter den Stadtbürgern die Proportionen der Lesekundigen bis um das Zweifache des Landesdurchschnitts eingeschätzt werden können. Demnach dürfte es damals unter den rund 60.000 Einwohnern der bereits zu einer urbanen Einheit zusammengewachsenen Pest-Ofener Region (die Außenbezirke Neustift und Altofen dazugerechnet) mindestens 30.000 Leser gegeben haben, deren Zahl dank der weiterhin ununterbrochenen demographischen Progression im Jahre 1813 unter bereits mehr als 76.000 Stadtbewohnern nahezu 40.000 erreicht haben konnte. Man beachte dabei, dass diese Bevölkerungszahl zwischen 1711 und 1813, d. h. im Laufe von nur einem Jahrhundert in der hauptstädtischen Region von Ofen, Pest und Altofen von etwa 3.000 auf 76.045, d. h. auf das Fünfundzwanzigfache (!) anstieg, was selbstverständlich innerhalb einer so kurzen Zeit mit natürlichem demographischem Zuwachs nicht zu erklären ist.'? Ofen Pest Altofen Insgesamt 1700 11.000 3.900 750 15.650 1711? um 2500 um 300 ??? um 3.000 1787 24.873 22.417 5.804 53.094 1813 27.268 41.979 6.798 76.045 Veränderungen in den Bevölkerungszahlen der hauptstädtischen Region (1700-1813) 18 Schenda, Rudolf: Volk ohne Buch. Studien zur Sozialgeschichte der populären Lesestoffe 1770-1910. München: Deutscher Taschenbuchverlag, 1977, S. 444. Vgl. auch Tarndi, Läszlö: Das literarische Leben und die vermarktete Literatur. In: Parallelen, Kontakte und Kontraste. Budapest: Eötvös-Loränd-Universität, 1998, S. 15-20. Die statistischen Angaben bzw. demographischen Ermittlungen betreffend stütze ich mich hier sowie im Weiteren vor allem auf Budapest törtenete a török kilizesetöl a märciusi forradalomig [Die Geschichte Budapests von der Austreibung der Türken bis zur Märzrevolution]. Red. v. Domokos Kosáry. Budapest: Budapest Főváros Tanácsa, 1975, S. 11, 128-138, 397-404. (- Budapest története III.) Der erhebliche Rückgang der Bevölkerungszahlen war den verheerenden Kriegsereignissen zwischen 1703 und 1711 (besonders im Jahre 1706) und den beiden Pestepidemien vor 1711 in Ofen und Pest zu verdanken. Ebd., S. 128-132. Siehe dazu auch Franz Greszl: OfenBuda. Entwicklungsgeschichte der königlichen Residenzstadt Ungarns im 18. Jahrhundert. München: Verlag des Südostdeutschen Kulturwerks, 1984, S. 22. Vgl. auch. Budapest Lexikon, Bd. 2. Budapest: Akadémiai Kiadó, 1993, S. 440 f. « 44 »