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sein weniges Geld an den künstlichen Mann verschwendete, war dieses, daß er sich hintergangen sah, und bis diese Stunde sowohl das geraubte schöne Geld als der Thäter nicht entdecket werden kan. Ich komme endlich auf drey noch rückständige, sehr gräßliche Abhandlung, die es aber nur für abergläubische Köpfe sind. Währwölfe. Eine sonderbare, und wie Alpkinder, halb und halb vergeßne Benennung! Was die alten heidnischen Weltweisen zum Theil auch von den Seelenwanderungen träumeten, und was noch gegenwärtig von den chinesischen Bonzen in diesem Fache paradoxes gelehret wird, wenn sie tugendhafte Seelen, nach erfolgter Trennung von ihren organisirten und nun todten Körpern zum Lohne in Edlere; und umgekehrt lasterhafte unbändige abscheuliche Seelen in die furchtbarsten fleischfreßenden Thiere zur Bestrafung hinüber marschiren laßen: daran schien, der Himmel mag wißen, auf weßen Irreführung von chinesischen Priestern, auch hier Landes das Walachenvolk von eben nicht sovielen Jahren Geschmack finden zu wollen. Ich besinne mich ganz wohl auf die, in meinem Knabenalter allenthalben verbreitete Sage, es sey die Seele eines Mißethäters, oder sonst Verwünschten, in den Leib eines Wolfs gefahren, der nun rastlos bey Tag und Nacht mit ungezähmter Wuth, auf allen angränzenden Hätterten umhertobe, um innerhalb 40 Tagen sein Pensum von Verunglückten vollzählig zu machen. Ja ich besinne mich auch ganz eigentlich auf das blaße Schrecken aller Dorfsleute, die sich beinahe nicht unterfingen, in die Holzung zu fahren; und aller Weibsens, die kaum außerhalb der Dachtraufe zu gehen Herz hatten. Der Prekolitsch kommt! so hieß das Ungeheur in walachischer Sprache, und so nennte mans auch sächsisch, und zitterte. Endlich hatte der Währwolf seine 40 Tage ausgetobet. Jedermann dankte dem Himmel für die von diesem Monstrum geleistete Befreyung. Und das ganze Räthsel lösete sich damit auf wann die Tuchmacher färben wollen, so müße eine derbe Lüge ausgehecket werden, damit die Färberey desto erwünschter ausfalle. [Seite 74>] Vampyren, Blutsäuger. Soviel Uebels versieht sich die christliche Liebe zu dem Nächsten, daß der noch immer unausrottbare Aberglaube, verschiedne der fromm entschlafnen Brüder, wegen ihres Spuckens und Heimkommens bezüchtiget; und welches ganz erschrecklich klinget, sogar einige als Vampyrs ertappet haben soll, die sich noch im Sarge von dem Blute lebender naher Anverwandten nähreten, und ihre Leibeskräfte so sichtbarlich aussögen, daß auch sie rettlos eines frühzeitigen Todes hinsterben müßten. Diesen maßiven Aberglauben suchen Thoren vermittelst folgender faden Wahrnehmungen und Beispiele zu rechtfertigen: 272