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a) Das fatale Schloß aus dem Brunn herauszusuchen, und es also gleich zu öfnen. Und b) Von demjenigen Waßer, welches einem Hengste, der frühmorgens in ein fließendes Waßer zur Tränke geritten wird, aus dem Maule rinnt, und in einen neuen Topf aufgefaßet werden muß, drey Morgen nacheinander zu trinken, so höre alle Behexung auf. Paßauerkunst oder Vestmachen, wie auch Büchsenversagen. Ist eine Charlatanerie, die sich am gewöhnlichsten unter Weidmännern und Soldaten hören läßt. Einem andern sein Gewehr vesprechen, daß es entweder gar nicht losgehet, oder daß kein Wild von seinem Schuß erlegt werden kan; sollen die Jäger der Sage nach, vermittelst mancherley Arkanen meisterhaft verstehen. Obs dem also sey? das bin ich wegen des Umstandes, daß ich von ie her in der weidmännischen Zunft wenig initiiret war, zu beurtheilen nicht vermögend, als in wieferne ich voraussetzen muß, daß auch unter diesen Wunderthätern unsrer Zeiten, alles entweder auf guten natürlichen Ursachen gegründet sey, oder auf Aberglaube hinauslaufe. — Gleichwol wißen sich einige Jäger mit ihren Kunststücken unter Thoren Bewunderung zu erschleichen, wenn sie ihnen zum Beispiel weiß machen, wie manchem ihrer Kameraden sie ihr Gewehr blos dadurch verhexet; indem sie aus ihrer Jagdtasche einige Brodgrummen nach der Kunst hinter sich geworfen, oder in den Meßerfuteral Meßer und Gabel an ihre unrechten Oerter verlegt hätten. Aber was muß die Paßauerkunst, dieses geheime Kunststück, den menschelichen Körper auch ohne Kuiraß Hieb- und Schußfrey machen zu wißen, also daß seine Haut wider alle Verlezzungen sicher gestellt ist; was muß dieses geheime Kunstück für sonderbare Sensation in dem unbefangnen Forscher nach Wahrheit verursachen? Das erste, was sich dabey gedenken ließ, wäre etwa anzufragen: l. Woher sie, die Paßauerkunst benahmet werde? 2. Was man in unsern Tagen davon urtheile; und 3. was für Mittel beides sich fest zu machen, und auch des andern Festigkeit zu vereiteln vom Aberglauben als probat geruhmet werden?: 1. Die Paßauerkunst, bezeuget Sennert, schreibe sich noch seit der, im Jahr 1611. um Paßau sich versamleten, und auf Prag losgegangene Armee her, welche nicht nur Böhmens Hauptstadt glücklich eingenommen habe; sondern auch ihrerseits, wegen obengedachter Kunst, fast keine Verwundeten noch minder Todte hätten zehlen können. Nun! eine solche Armee, die wie jene Paßauische, beinahe lauter Veste Soldaten enthält; von deren Haut, wie von Kuiraßen, Flintenkugeln und Säbelhiebe zurückprallen, und deren Kunstmänner während dem schärfsten Feindestreffen, die Kugeln wie Erbsen aus Kamisolen und Hemden schütteln, eine solche auserlesene Armee müßte uns bey dem fortwährenden Türkenkrieg die herrlichsten Dienste thun. 2. Was man in unsern Zeiten von dieser Kunst halte? Diese Frage würde ich nach der verschiedenen Denkungsart meiner Zeitgenoßen beantworten: 262