OCR
nachtlicher Weile um alles in der Welt keinen Kirchhof tbergangen hatten, verzogen wurden. Seitdem sich aber Aufklärung auch übers Gebiet der Geister zu verbreiten beginnt; so scheuen sich diese bisherigen, von der Menschheit so sehr gefürchtete Wesen, des vielen Unfugs noch mehr zu machen, und sogar stehen sie an, mit ihren alten guten Freunden, wie weiland, auf einem so vertrauten Fuß zu leben. Man kan zwar sagen, daß der Geister, und Kobolderzehlungen von der einzigen Kleinschenker Parochie eine so große Menge war, daß sie einem neuen Fortsetzer des bekanten Reichs der Geister, zu einem paar Oktavbände der unterhaltbarster Ebendtheure dargeboten hätte. Und es brauchte zur Abfertigung eines ungläubigen Geisterbezweiflers weiter kein Wort zu verlieren, als ihn nur mit Wenigem nach Kleinschenk hinzuweisen. Was aber auch immer für ein Unfall den dasigten Landberufnen Poltergeist angewandelt haben mag; so ist, Schade für das erbauliche Glaubenssystem! von Gespenstern, und ihrem Rumoren und Spucken! zum Leidwesen aller Geisterpatrone, ihre Theorie bey allen Vernünftigdenkenden in einen sehr schlechten Kredit herabgesunken. Sie halten gegenwärtig nirgend kein prüfendes Schieboleth: Alle Gute Geister! aus, sondern sie ziehen sich weislich aus der Schlinge, oder haben sogar das Unglück, wie uns das galante Sachsen verbürget, aus dem Fenster einer Kayserburg den Hals zu brechen. Zur Probe, wie gewöhnlich auch die verruffensten Geisterlegenden, Betrug und Spizbüberey zur Basis zu haben pflegen, liefere ich hier einen kurzen Auszug einer zwar weitläuftigen, aber paßenden Historiette: Gespenstergeschichte: Als der Graf von B++ auf seiner Reise von Paris nach Stockholm durch Westphälen fuhr, so brach ihm ein Rad am Wagen, und weil auf dem Dorfe kein Rademacher vorhanden war; so mußte sichs der Graf gefallen laßen auszusteigen und zu bleiben wo er war. Der Prediger des Ortes, ein alter gastfreyer Deutscher, nahm ihn willig auf, und freute sich über diesen vornehmen Gast. Alle vorläufige Komplimente beseitiget, laße ich Beide, folgenden Dialog führen: Hochlöblicher Herr Graf: Wer wohnt dort auf dem alten Schloße, das ich aus diesem Fenster sehe, und mit Verwunderung betrachte? Prediger: Die Ohim und Zihim! Ihro Exzellenz. Hochlöblicher Graf: Ohim und Zihim? Kammerdiener! ich verstehe ihn nicht. Fragt doch, was das für Thiere sind? (Der Kammerdiener ein gebohrener Sachse und Dolmetscher des Grafen, bat sich also eine nähere Erklärung aus). Prediger: Es sind unsaubere Geister oder Gespenster, womit Gott die Menschen, wenn sie nicht fromm seyn wollen, geißelt. Ehedem wohneten zu den Zeiten des Faustrechtes, Edelleute auf dem Schloße, welche ihre Nachbaren ausplünderten, und alle ein unseeliges 255