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Weingartenhause, wo sich mehrmalen ein weißes Gespenst hätte sehen laßen, veranstaltet, aber sehr unglücklich ausgeführt hätte. Es sey nämlich nach verschiedenen, aus Doktor Faustens Höllenzwang und der Clavicula Salomonis hergebeteten Formularen, kein einziger obengedachter Beschwörer, von teuflischen Gewaltthätigkeiten verschont geblieben; sondern der Eine von der Bauren, hier mit hervorragender schwarzer Zunge, der andre dort mit braun und blauen Flecken gebrandmarkt, und unter dem Tische hingewälzt; der einzige Pursche Weeber aber, nachdem seine Mitgehülfen todt aufgehoben worden, wiewol in dem entsezlichsten Delirium, doch noch lebendig, aus dem Gartenhaus gerettet, und mit vieler Mühe der Aerzte beym Leben erhalten worden wäre. - Doch, vernünftige akademische Responsa mehrerer Fakultaten haben angemerkt, daß blos im Gartenhause, bey so strenger Winterkälte unterhaltene häufige Kohlendampf, Schlagfluß und Erstickung bey den Bauren, und Kopfverwirrung bey dem Studenten hervorzubringen, gnugsam hinreichender Grund war. Daß man aber auch diesem Zweige von Aberglaube seine Fruchtbarkeit unter der Hand nicht ganz absprechen dürfe, beweisen die mancherley Schazgräbergeschichtcher, wegen der mit diesem Titel so genauer Verwandtschaft. Und ich war vor nur einigen Jahren ein Augenzeuge verschiedner hinterlaßner Anstalten, einer nach Aufßage des Gartenhüters vorgewalteten Geisterbeschwörung, die einige unbekant gebliebne Pursche, in der Johannisnacht in einem geräumigen nochstehenden Gartenhause am Goldberg eröfnet hatten. [Seite 32>] Man konte auf dem bretternen Boden die frischgezeichnete 3 Kreise, zusamt denen, in ihre Zwischenräume mit schwarzen Kohlen angebrachte theils astrologische, theils sonstige Charaktere ganz wohl ausnehmen. Wahrscheinlichst aber zogen die Beschwörer unverrichteter Dinge ab. Und wären auch sie, wie jene Jenaische, bey Kohlendampf eine lange Winternacht geseßen, so hätten sie vieleicht ein ähnliches traurige Schicksal erleben müßen. Ich nähere mich gegenwärtig einer der fruchtbarsten Materien im Reiche des Aberglaubens: Bezauberung, Hexerey. Eins sowohl als das andre wird in unsern Tagen von Vernünftigdenkenden in keinem andern Verstande zugegeben, als in wieferne es Menschen giebt, welche durch Anwendung gewißer geheimer, wiewohl natürlicher Mittel, Andern schädlich zu werden wißen. Und daß sie dieses vermittelst ihrer magiae naturalis occultae vielfältig zu erwirken vermögend seyen, ist keinem Zweifel unterworfen. Aber was der Pöbel von übernatürlicher Bezauberung glaubt? Beinahe darf der unbefangne Forscher nach Wahrheit hierüber seinen gerechten Zweifel sich nicht öffentlich abmerken laßen, um nicht von dem Bannstrahl der übrigen abergläubischen Volksmenge getroffen zu werden, indem sie dafürhalt: Wer Zauberey und Hexen läugne; sey selbsten Hexe und Zauberer —! Und es wird noch etwelche Zeit zu mehrerer 249